Chakra Puja
Das Ritual der Verehrung und Verwandlung
Autor: Amano
Der Chakra Puja Reigen ist ein Ritual mit einer langen Tradition in der Linie des roten Tantra, das ähnlich wie der Panca Tattva Ritus die sexuelle Vereinigung (Maithuna) zelebriert. Im Gegensatz zu Maithuna, bei dem es vorwiegend um Paar-Rituale ging, vereinigten sich bei der Chakra Puja alle Teilnehmer nacheinander im heiligen Kreis.
Im Vergleich zur Primitivität der pornographischen Sexualpraktiken unserer Gesellschaft bzw. wie sie in religiös fundamentalistischen Kulturen stattfindet, wird sie in tantrischen Ritualen zu einer unendlich feineren, einer edlen und fast sakralen Handlung. Es geht hier nicht um die Auslebung des Triebes oder die körperliche Entladung, sondern um seine Steuerung. Die Sexualität wird dabei zu einem Instrument, das zur Erfahrung unseres höchsten spirituell-sinnlichen Kräftepotentials führen kann.
Tantrische Rituale entstehen niemals aus einem Mangel heraus. Wer an tantrischen Ritualen teilnehmen wollte, der musste zuvor seine Grund-Bedürfnisse befriedigt haben – ansonsten besteht die Gefahr, dass andere Menschen dazu „benutzt“ werden, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Nur wer aus einem vollen Fass schöpfen kann, hat anderen Menschen auch wirklich etwas zu geben.
Dies gilt ganz besonders und ausdrücklich für die Rituale mit sexueller Vereinigung. Es wurden nur Teilnehmer zugelassen, die eine spezielle Schulung absolviert hatten – meistens über eine lange Zeit, oft sogar über Jahre. Während dieser Zeit ging der Adept in die Tiefen des Yoga, Pranayama und Tantra-Yoga. Das war ein anstrengendes und anspruchsvolles Training, das nur diejenigen durchhielten, die auch wirklich den Willen und die Bereitschaft dazu hatten. Somit konnte man sicher sein, dass alle Teilnehmer auf einem ähnlich hohen Level waren wie die Initiatoren.
"Es ist ein Weg vom Ich über das Du zum Wir: Am Anfang war einer. Dann waren zwei. Und die zwei waren viele. Und die vielen wurden zum Einen“
Tantra ist kein Selbstzweck. So wie der Sexualtrieb des Menschen nicht den Zweck hat, ein lustvolles Masturbieren zu ermöglichen, ist auch nicht Ziel von tantrischen Übungen, dem Einzelnen auf einfachste Weise Befriedigung zu schaffen. Die Rituale sind dazu bestimmt, die ganze sexuelle Lust erleben zu lassen, die Kontrolle darüber zu steigern und die Sinne ganz auf die Vereinigung zu richten. Sie sollen step by step zu dem Punkt führen, an dem sie sexuelle Vereinigung eine Intensität der Lust und Kraft erfährt, die den Empfindungen der allgemein üblichen „Begattung“ weit überlegen ist.
In tantrischen Ritualen geht es auch darum, den Sexualtrieb anzuerkennen und nicht ihn zu leugnen. Es geht darum zu begreifen und zu erfahren, dass dieser Trieb eine fundamentale Naturkraft ist, die uns schöpferische Energie liefert. Diesem Trieb liegt aber eine noch grössere Kraft zugrunde: sich mit anderen Menschen durch ein Band der Wunder und Freude, des Glücks und der Liebe zu vereinen. Und exakt diese Kraft ist es auch, die uns mit dem Universum verbindet!