Der "Denker"
Glück und Verstand sind wie Feuer und Wasser
Autor: Amano
Die östliche Wissenschaft sagt, dass unser Hirn das größte Problem darstellt, wenn es um Glück und Zufriedenheit geht. Es ist nicht der Mangel an Intellekt oder Wissen – im Gegenteil, der Überschuss an Denk-Material ist die Wurzel allen Übels. Es ist also der Verstand, der uns permanent mit Dingen beschäftigt, die uns nicht zur Ruhe kommen lassen. Er vergleicht ständig, ob etwas gut oder schlecht ist, richtig oder falsch, schön oder hässlich… und ob es jetzt gerade „in sein Schema passt“. Und der größte Irrtum ist: wir glauben dass wir der Denker sind!
Der Verstand
Der Verstand ist ein Sammelbecken von Input aus dem, was wir irgend wann einmal gehört, gelesen oder selber erfahren haben. Aber: 99 Prozent dieser Speicher-Daten sind nicht unsere eigenen Erfahrungen, sondern die Erkenntnisse, Meinungen und Erwartungen Anderer. Kurz: wir sind im Prinzip lebende Bedienungsanleitungen, einzig und alleine dazu verfasst damit wir in der Gesellschaft funktionieren. Fatalerweise bleiben WIR dabei auf der Strecke!
Die moderne Wissenschaft hat herausgefunden, dass wir täglich 70.000 bis 90.000 Gedanken haben, davon sind lediglich 3-5 Prozent positive Gedanken, die positive Gefühle bescheren. Der weitaus überwiegende Teil besteht aus neutralen und noch viel mehr negativen Gedanken, die die zugehörigen Emotionen erzeugen wie z.B. Ärger oder Wut. Das bedeutet, dass der Körper permanent Stresshormone ausschüttet.
Es ist gut, dass wir einen Verstand haben, nur: wir gebrauchen ihn nicht – er gebraucht uns, und zwar rund um die Uhr, selbst im Schlaf! Das ist die Krankheit! Wir können nicht einfach sagen: „jetzt denke ich nicht!“ Das, was ein Werkzeug sein sollte, hat irgendwann vollkommen die Macht über uns Menschen übernommen.
Der „Denker“ bestimmt unser Leben, die Gegenwart spielt dabei aber keine Rolle – er ist sogar auf der Flucht davor. Die meiste Zeit verbringt mit der Suche nach negativen Dingen, er hält Ausschau nach dem Unperfekten, nach dem „was stört“. Deshalb ist er nie lange zufrieden mit dem „was ist“. Und er entflieht liebend gerne in die Zukunft, mit Hoffen, Wünschen und dem Streben nach Veränderung. „Wenn dies und das wäre, dann wäre ich glücklich!“ Und manchmal passiert es dann tatsächlich. Für kurze Zeit ist dann alles schick, doch dann begibt er sich wieder auf die Suche…. ein Hamsterrad.
Warum ist das eigentlich so? Warum sind wir stets auf der Suche nach Dingen, die „stören“? Die Antwort liegt in der Genetik des Menschen verborgen. Der Mensch gehört wissenschaftlich betrachtet zu den Fluchttieren, ähnlich wie ein Pferd. Diese Gattung hält permanent Ausschau nach allem, das eine potentielle Gefahr darstellen könnte. Deshalb ist der Fokus des Menschen auch viel stärker auf das Negative ausgerichtet als auf das Positive. Du brauchst dir nur die Nachrichten im TV oder sonst wo anzuschauen, dann verstehst, du was ich meine.
Der Verstand hindert uns daran im Hier-und-Jetzt zu sein, denn er pendelt stets zwischen Zukunft und Vergangenheit hin und her, damit er existieren kann. Es gilt also, diesen ständigen gedanklichen Fluss von Zukunft und Vergangenheit zu unterbinden, damit wir mit dem Sein, also dem wahren Leben verbunden sind. Vergangenheit ist nur die Erinnerung an einen Moment, der einmal die Gegenwart war und die Zukunft existiert nur durch die Projektion unseres Denkapparates. Das einzige, was tatsächlich existiert, ist die Gegenwart, ist dieser Moment. Das So-Sein ist Stille – es ist der Tod des „Denkers“ und damit auch des Ego.
Der Körper
Ein Anker im Hier-und-Jetzt
Wie können wir den Denker unter Kontrolle halten und mehr Bewusstheit in unser tägliches Leben bekommen, ohne dass wir radikale Einschnitte machen müssen? Der erste tantrische Schlüssel ist, im Körper „verankert“ sein.
Ein Beispiel, wie du daraus eine Art Training für unterwegs machen kannst:
Versuche einmal, den ganzen Tag Kontakt zu deinem Körper zu halten. Such dir irgend etwas aus, auf das du deine Aufmerksamkeit richtest, beispielsweise dein Nabel- oder Stirnchakra. Selbst wenn du isst, arbeitest oder redest, lässt du die Verbindung nie abreißen. Das wird dir nicht die ganze Zeit gelingen, wichtig ist nur, dass du dich immer wieder daran erinnerst. Je öfter das geschieht, um so leichter und effektiver wird diese Methode werden.
Du kannst diese Methode vergleichen mit einem Schiff in einer Bucht, das Anker geworfen hat. Das Schiff kann dann zwar immer noch in einem begrenzten Radius auf den Wellen tanzen, die Bewegung ist jedoch „unter Kontrolle“. Dein Körper ist in unserem Beispiel der meditative Anker für deinen Denkapparat.
Alternativ kannst du auch die tantrischen Micromeditationen praktizieren.